Fütterung:
Körnerfutter - das Hauptfutter für Kanarienvögel
Der Kanarienvogel gehört zur Gruppe der körnerfressenden Vögel.
Dies bedeutet, dass der Kanarienvogel und sein wilder Vorfahre ihren Nahrungsbedarf überwiegend aus einer Vielzahl verschiedener Sämereien abdecken. Das Nahrungsangebot durch fachgerecht zusammengestellte Körnermischungen, ist daher die Grundlage in einer optimalen Vogelhaltung, wobei das Enthülsen der Samen ein wichtiger biologischer Vorgang in der Natur jedes Körnerfressers ist.
Zusammenstellung des Hauptfutters
Grundbestandteil einer durchdachten Körnermischung für Kanarien ist die Spitzsaat, die oft auch unter den Bezeichnungen Glanz oder Kanariensaat anzufinden ist. Die Spitzsaat gehört zu den Gräsern und spiegelt daher nur wieder, dass Grassämereien allgemein eine bedeutende Rolle in der Ernährung von Girlitzen spielen.
Der Anteil an Spitzsaat im Hauptfutter sollte über 40% liegen. Weitere mehlhaltige Sämereien die mit einem Anteil von jeweils nicht mehr als 4% zum Zuge kommen, sind Japanhirse, Senegalhirse, rote Mannahirse und speziell Haferkerne. Die rote Hirse und die Silberhirse werden von Kanarien nur ungern angenommen und sollten in einer Mischung nicht zur Anwendung kommen.
An ölhaltigen Saaten kommen schwerpunktmäßig Negersaat und Rübsen zum Zuge. Der Anteil ölhaltiger Saaten kann des weiteren ergänzt werden durch Anteile an Perilla, Leinsaat, Hanf und sogenannte Wildsamen wie Mohn, Nachtkerze, Gold of Pleasure, Zichorie und Sesam. Der Hanfanteil sollte möglichst nicht zu hoch sein – also 3% nicht überschreiten. Zum einen wirkt er sehr triebig und zum anderen versucht eine übermäßige Verfütterung von Hanf vermutlich Stoffwechselstörungen.
Oft in der Kritik steht leider oft der Rübsen, obgleich er eine extrem nahrhafte und bekömmliche Saat darstellt. Den schlechten Ruf hat er zu Unrecht inne, da oftmals bitterer Raps aus Kostengründen in der Futtermittelindustrie verwendet wurde oder wird, welcher dem Rübsen sehr ähnlich sieht.
Oftmals wird eine gute Mischung an einem möglichst hohen Negersaatanteil fest gemacht, obgleich der äußerst geringe Kohlehydratanteil eher einer übertriebenen Anwendung von über 16% in einem Hauptfutter entgegensteht.
Die genaue Zusammenstellung des Körnerfutters sollte speziell auch auf die unterschiedlichen Phasen im Biorhythmus des Kanarienvogels und auf Haltungsbedingungen eingehen. So ist bei einer kalten Überwinterung der Anteil ölhaltiger Saaten entsprechend höher zu halten, als bei einer temperierten Haltung oder gar in der Brutphase. Die Erhöhung des Anteiles an ölhaltigen Saaten, kann über Beimischung von Perilla oder Sonnenblumenkerne-geschält erfolgen.
In der Brutphase bei besonderer Beanspruchung gilt es dem Vogel schnell verfügbare Energie in Form von Kohlehydraten zu liefern. Entsprechend ist der Anteil mehlhaltiger Saaten höher zu halten als in der Ruhephase. Der Anteil ölhaltiger Saaten in der Brutphase wird von Saaten mitbestimmt denen allgemein eine konditionsstärkende Eigenschaft nachgesagt wird und welche im Proteingehalt und den Anteilen an essentiellen Aminosäuren und essentiellen Fettsäuren Vorteile aufweisen. Dies wären neben der Negersaat, die Saaten Perilla, Sesam, Mohn, echte Distel und Gold of Pleasure.
Einzelsaaten in der Ernährung von Kanarienvögeln
Je nach ihrem schwerpunktmäßigen Gehalt an den Grundnährstoffen FETTE und KOHLENHYDRATE unterteilt man Saaten in "mehlhaltig" und "ölhaltig".
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Generell sollte die Ernährung der Kanarienvögel entsprechend der jeweiligen Jahresphasen angepasst werden :
Ruhephase - Brutphase - Mauserphase
Ruhephase =
Erhaltungsbedarf (abhängig von den Haltungsbedingungen, z.B. Kalthaltung)
Brutphase =
erhöhter Bedarf an schnellverfügbaren Kohlenhydraten durch Vermehrung, Versorgung der Brut und Wachstum der Nestlinge.
Mauserphase =
gegenüber der Brutphase verringerter Proteinbedarf, aber erhöhter Bedarf an schwefelhaltigen
Aminosäuren, sowie ein erhöhter Bedarf an hochwertigen Fettsäuren.
Aufzuchtfutter
Als Aufzuchtfutter benutze ich das Eifutter der Fa. Easyyem.
Dieses Aufzuchtfutter ist m.E. von der Zusammensetzung hervorragend geeignet und in der Zubereitung denkbar einfach.
- Auf drei Teile Futter gibt man einen Teil Wasser, fertig -
Angereichert wird das Aufzuchtfutter mit Keimfutter, einem TL Distelöl (auf 1kg Eifutter) oder Lecitin flüssig und einer handvoll
einer Mischung aus Gold of Pleasure, Blaumohn und geschältem Sesam.
Hafer
Schon lange bevor die Ernährung aufbauend auf die Analytik von Nahrungsmitteln zu einer Wissenschaft wurde, beschrieb eine alte Volksweisheit Menschen mit übersprudelnden Tatendrang mit dem Spruch „Ihn sticht der Hafer“.
Wohl macht Hafer aus einem müden Gaul kein stolzes Ross, dennoch beruht diese alte Volksweisheit auf die Verwendung von Hafer als Kraftfutter in der Nutztierhaltung und hier speziell bei Pferden.
Mit der Ernährungswissenschaft wurde aber die Wahrheit in diesem Ausspruch begründet. . Als gekochter Brei war Hafer bis weit ins 18. Jahrhundert das Grundnahrungsmittel in weiten Teilen Mittel- und Nordeuropas.
In der Zusammensetzung vieler Körnermischungen für Kanarien, ist Hafer bzw. sind Haferkerne ein mehr oder weniger fester Bestandteil.
Viele Züchter schenken diesem Bestandteil keine besondere Bedeutung , während andere auf die Verfütterung dieser Komponente besonderen Wert legen und dies sollten sie auch.
Der Hafer (Avena sativa) ist eine zur Familie der Gräser (Gramineae bzw. Poaceae = Süßgräser) gehörende Getreideart. Unter dem Begriff Getreide werden die Körnerfrüchte von Kulturgräsern (Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Reis und Mais) zusammengefasst.
Die Kultivierung des Hafer erfolgte in der Bronzezeit ab 2000 v.Chr. durch Germanen und Kelten. Durch Auslese und Kreuzungen entstanden aus dem Flughafer (Avena fatua) die Kulturformen.
Bei den verschiedenen Getreidearten weichen Aufbau und chemische Zusammensetzung des Korns nur wenig voneinander ab.
Ist z.B. der Proteingehalt von entspelztem Hafer und Vollkornweizen vergleichbar, schneidet bei Gegenüberstellung der Aminosäurenzusammensetzung Haferprotein als Quelle essentieller Aminosäuren besser ab. Daher ist Hafer ernährungsphysiologisch gesehen am wertvollsten.
Das er im Anbau weltweit deutlich hinter den anderen Getreidesorten liegt, hängt maßgeblich damit zusammen, dass seine Verwendung in der Humanernährung (Brauerei, Backstoffe etc.) stark eingeschränkt ist.
Handelsüblich erhält man Hafer in verschiedenen Varianten und Bearbeitungsformen. Da wäre einmal der ungeschälte bzw. bespelzte Hafer, welcher
jedoch für die Vogelernährung nur in gestutzter bzw. entspitzter Form zu empfehlen ist und üblicherweise auch so in den Handel kommt.
Er ist zudem meist sehr gut keimfähig und oft Bestandteil von Keimfuttermischungen.
Als nächstes wären die Haferkerne bei denen es sich um den entspelzten Hafer handelt. Der Hafer ist üblicherweise mit den schützenden
Spelzen fest verwachsen. Durch den zuvor bereits erwähnten Stutzvorgang wird die Spelze gelockert, bleibt jedoch fester Bestandteil.
Während früher die Spelzen in genau eingestellten Mühlsteinen entfernt wurden, wird der Hafer heute von "Fliehkraftschälern" von der
Spelze getrennt. Dabei wird der Hafer mit hoher Geschwindigkeit gegen einen Prallring geschleudert; wodurch die bereits gelockerten Spelzen vom Kern abspringen.
In einem nächsten Schritt werden Flaum und Barthärchen entfernt. Anschließend werden die Spelzen in mehreren Arbeitsgängen von den Haferkernen
separiert. Teilweise findet anschließend auch eine hydrothermische Behandlung statt.
Der Spelzenanteil beträgt im Durchschnitt etwa 29%.
Auf grund der Bearbeitung im Entspelzungsvorgang sind Haferkerne nichtmehr keimfähig. Die so erzeugten Haferkerne werden grundsätzlich sehr gerne von meinen Vögeln aufgenommen.
In weiterer Verarbeitung dieser Haferkerne entstehen Hafergrütze (Haferkerne gebrochen) und Haferflocken.
Nackthafer ist eine spezielle Haferzuchtform mit einer sehr dünnen papierartigen Spelze, welche beim Dreschen zum größten Teil entfernt wird.
Der Vorteil liegt einerseits an den fehlenden Spelzenanteil und andererseits an der im Gegensatz zu Haferkernen vorhandenen Keimfähigkeit. Nachteil im Anbau sind die minderen Erträge gegenüber Spelzhafer, der teilweise Anteil bespelzter Samen und die nötige schonende Bearbeitung des Nackthafers um den Keimling nicht zu beschädigen (freiliegender Embryo).
Ernährungsphysiologisch übertrifft der Nackthafer die bespelzte Form im Fett-, Rohprotein- und Energiegehalt, dies hängt jedoch maßgeblich mit dem Spelzenanteil zusammen.
Der Gehalt an Inhaltsstoffen variiert bei verschiedenen Haferkulturen in Abhängigkeit von den Anbau- und Wachstumsbedingungen.
Geschälter Hafer (Haferkerne) hat bezogen auf die wichtigsten Inhaltsstoffe folgende Durchschnittswerte: Protein 12,9%, Fett 5,8%, Kohlenhydrate 65%, Ballaststoffe 6% (4 bis 9%), Wasser 9,5%. Der Fettgehalt im Hafer übertrifft den anderer Geitreidearten.
Von allen Getreidesorten hat Hafer den höchsten Thiamingehalt (Vitamin B1) und einen beachtenswerten Gesamt-Tocopherolgehalt, wobei Alpha-Tocopherol als idealer Vitamin-E Lieferant dominiert.
Interessant ist Hafer als Futterkomponente aufgrund dieser wertvollen Zusammensetzung der Hauptnährstoffe, einer durchaus bevorzugten Aufnahme (Weichheit) und darüberhinaus auf grund seines Gehaltes an Ballaststoffen.
Innerhalb der Ballaststoffe zeichnen insbesondere hochmolekulare Polysaccharide den Hafer aus. Diese bilden in Verbindung mit Wasser Schleim. Dieser Schleim übt eine Schutzwirkung auf die Schleimhäute des Verdauungstraktes aus und fördert die natürliche Bakterienflora im Darm.
Die Schleimstoffe wirken zudem regulierend auf die Peristaltik des Verdauungstraktes, was schließlich eine optimierte Verdauung zur Folge hat (s.Fachbericht "Es schleimt" von Olaf Hungenberg).
Hervorzuheben ist bei diesen Schleimstoffen der besonders hohe Gehalt an Beta-Glucan (ß- Glucan) im Hafer.
Beta-Glucan zählt zu den löslichen aber unverdaulichen Ballaststoffen. Der Beta-Glucan- Gehalt variiert sortenabhängig bei Haferkernen zwischen
3 – 7% in der Trockenmasse und liegt bei deutschen Hafersorten im Durchschnitt bei 4,7% (Ganßmann, 1998).
All diese Eigenschaften machen Hafer zu einem funktionellen Futtermittel mit konditionssteigernder Wirkung, wobei die psychotrope Wirkung – Stichwort: „Ihn sticht der Hafer“ auf hormonartige Inhaltsstoffe beruht.
Insofern ist Hafer eine ideale Nahrungsergänzung bzw. wichtiger Bestandteil von Körnermischungen.
Auf grund seiner bevorzugten Aufnahme und ideal weichen Konsistenz ist er zudem ein idealer Bestandteil in der Jungenaufzucht.
Deshalb erhalten meine Vögel, durch alle jahreszeitlichen Ernährungsphasen hindurch, ständig Hafer (geschälter) in einem Extranapf zur freien Aufnahme angeboten und nehmen diesen mit Begeisterung auf.
Mehr Infos: https://www.faszination-mosaikkanarien.de/futterung/